Bist du schon großer Fan von Stoffwindeln – aber nur tagsüber? Traust du dir das Wickeln mit Stoff in der Nacht noch nicht zu? Hast du Bedenken, dass Stoffwindeln zu schlafloseren Nächten führen könnten? Zu Nächten, in denen du das Baby komplett umziehen und das Bett frisch beziehen musst?
Keine Sorge! Auch mit Stoffwindeln kannst du nachts sicher wickeln – ohne Auslaufen! Ohne Stress!
In meinem Artikel beantworte ich die zehn häufigsten Fragen zum Thema „Nachts mit Stoffwindeln wickeln“.
Frage Nr. 1: Was ist nachts anders?
Warum ist das Wickeln mit Stoffwindeln in der Nacht anders als am Tag? Nachts wirst du – abgesehen von den ersten Lebensmonaten deines Kindes – in aller Regel seltener wickeln als am Tag. Die logische Konsequenz daraus ist, dass die Stoffwindeln nachts mehr leisten müssen als am Tag. Was bedeutet das konkret? Da das Wickelintervall in der Nacht länger ist, müssen die Windeln mehr Feuchtigkeit aufnehmen und speichern können.
Frage Nr. 2: Kann ich nachts nicht einfach mit meinen All-in-Ones wickeln?
Natürlich ist es möglich, auch nachts mit All-in-Ones zu wickeln. Aber empfehlen kann ich es dir nicht. Warum? All-in-Ones weisen meist zu wenig Saugkraft auf, um wirklich viele Stunden dicht zu halten. Tagsüber macht es nichts, wenn du alle drei Stunden wickelst. Aber in der Nacht wird es dich und auch dein Baby stören, wenn die Windel ausläuft oder du mehrfach extra aufstehen und wickeln musst. All-in-Ones sind insbesondere dann ungünstig, wenn dein Kind auf der Seite schläft. Auch für Bauchschläfer sind AIOs nicht das Gelbe vom Ei. Oftmals laufen sie dann am Bauch vorne aus. Sollte dein Kind gerade nachts sehr viel und schwallartig pinkeln, sind AIOs keine gute Idee.
Frage Nr. 3: Welche Stoffwindeln sind nachts empfehlenswert?
Die besten Erfahrungen habe ich persönlich mit zwei Varianten gemacht.
Möglichkeit 1: Höschenwindeln mit Überhose
Möglichkeit 2: Saugstarke Einlagen mit Überhose
Du erkennst bereits, dass hier nie Komplettsysteme zum Einsatz kommen, sondern stets zweiteilige Wickelsysteme.
HÖSCHENWINDELN….
… sind deshalb eine gute Wahl, da sie rundum und vollständig saugen können. Sie werden ums Kind gewickelt und können überall Nässe aufnehmen. Meist bestehen sie aus einer hocheffizienten Materialkombination wie saugstarkem Hanf, Bambusviskose mit schnellsaugender Baumwolle. Zudem kannst du Höschenwindeln auch noch unkompliziert boosten. Das Windelpaket ist zugegebenermaßen mit Höschenwindeln deutlich größer als mit AIOs oder Pockets. Doch dafür ist die Saugkraft auch erhöht. Ich persönlich finde das für die Nacht nicht so schlimm, immerhin liegt das Kind im Bett und schläft. Für Höschenwindeln benötigst du immer einen Nässeschutz in Form von Überhosen aus Wolle oder PUL.
EINLAGEN MIT ÜBERHOSEN…
… sind ebenfalls für die Nacht gut geeignet, da du die Saugkraft komplett individuell und flexibel gestalten kannst. Während du tagsüber mit Mullwindel und Booster gut beraten bist, kannst du nachts das Saugmaterial entsprechend ergänzen. Wichtig ist, dass du eine Überhose wählst, in der ausreichend Platz für die Saugmaterialmenge ist. Während ich zuhause nachts gerne mit Höschenwindeln gewickelt habe, habe ich im Urlaub zu Überhosen mit Einlagen gegriffen. Zwei Mullwindeln haben uns stets trocken durch die Nacht gebracht. Hier kannst du einfach ein wenig experimentieren, wie viel Einlagen ihr benötigt.
Frage Nr. 4: Kann ich nachts Überhosen aus PUL nutzen?
Du bist frei in deiner Entscheidung: Sowohl PUL als auch Wolle bieten dir einen zuverlässigen Nässeschutz. Wenn du Höschenwindeln nutzt, empfehle ich dir Überhosen in Schlupfform. Mit diesen kannst du auch im Halbdunkeln schnell wickeln ohne darauf achten zu müssen, dass wirklich kein Stoff mehr aus der Überhosen herausblitzt. So vermeidest du Nässebrücken effizient. Schlupfüberhosen gibt es zum einen aus PUL , oftmals mit weichen Fleecebündchen. PUL bietet dir den Vorteil, dass du es direkt verwenden kannst. Wenn du Einlagen verwendest, kannst du ebenfalls Überhosen aus PUL nutzen. Mein persönlicher Favorit für nachts ist die Windelzauberland Weeza, da sie viel Platz für Mullwindeln und Booster bietet.
Frage Nr. 5: Warum schwören so viele Eltern bei Nachtwindeln auf Wollschlupfhosen?
Andererseits gibt es auch Schlupfüberhosen aus Wolle. Während PUL ein synthetisches Material ist, handelt es sich bei Wolle um ein natürliches, allerdings kein veganes Gewebe. Bevor Wollüberhosen zuverlässig vor Nässe schützen, musst du sie fetten. Dies ist jedoch kein Hexenwerk. Viele Eltern lieben es, nachts einen sogenannten Wollschlupf in Kombination mit Höschenwindeln zu nutzen. Warum ist das so?
Wolle hat viele Vorteile:
So kann sie rund 30% ihres Eigengewichts an Nässe aufnehmen – diese Eigenschaft habe ich nachts besonders geschätzt. Denn ist die Höschenwindel bereits am Limit, kann die Überhose noch etwas aufsaugen. Abgesehen davon ist Wolle atmungsaktiv und selbst reinigend. Wenn du einen PUL-Schlupf verwendest, stellst du morgens eventuell fest, dass das Windelpaket ganz schön müffelt. Bei Wolle ist dieser Effekt deutlich geringer. Aus dem nächtlichen Urin kann sich nachts schnell auch Ammoniak bilden und dies ist die Ursache für den Geruch. In den Wollüberhosen ist Lanolin enthalten. Dieser Stoff sorgt dafür, dass das Urin verseift wird und den Geruch neutralisiert. Am nächsten Morgen kannst du die Wollüberhosen einfach draußen zum Lüften aufhängen. Du wirst feststellen, dass sie abends wie frisch gewaschen riecht.
Ich war anfangs selbst völlig überrascht und konnte es kaum glauben. Daher probiere dies ruhig einmal aus. Gute Erfahrungen habe ich mit den Wollüberhosen von Disana gemacht, die es in verschiedenen Größen gibt. Sie haben wirklich bei beiden Kindern (schlank & propper) gut gesessen.
Frage Nr. 6: Welche Materialien sind bei Nachtwindeln besonders gut?
Bei Nachtwindeln solltest du ganz besonders auf das Material und dessen Eigenschaften achten. Zum einen benötigst du Stoffe, die saugschnell sind. Auf diese Weise wird ein nächtlicher Pipi-Schwall zuverlässig aufgenommen. Andernfalls läuft die Windel aus. Zum anderen solltest du Saugeinlagen verwenden, die eine gewisse Saugstärke aufweisen und die Nässe dazu optimal speichern können.
Saugschnell ist zum Beispiel Baumwolle. Baumwolle empfehle ich dir immer als oberste Schicht. Dazu ist Baumwolle auch saugstark und kann Nässe speichern.
Besonders saugstark ist auch Bambusviskose. Sie kann etwas mehr Nässe aufnehmen als Baumwolle.
Ein idealer Nässespeicher ist Hanf. Da Hanf jedoch nur sehr langsam Urin aufnehmen kann, solltest du einen Hanfbooster immer als unterste Lage platzieren.
Dein Baby pinkelt gerade nachts besonders viel und keine Höschenwindel hält dicht? In diesem Fall empfehle ich dir, zu extra Boostern aus Hanf greifen. Verwende als Hauptsaugeinlage ein wirklich saugstarkes Material. Hier gibt es Höschenwindeln, die aus sehr vielen Schichten bestehen und hier wirklich gute Dienste leisten. Als Beispiel sei in diesem Zusammenhang die Anavy Nachtwindel genannt.
Frage Nr. 7: Stört es das Baby nicht, wenn es so lange im Nassen liegt?
Bemerkst du, dass dein Baby durch die Nässe Hautreizungen oder Rötungen bekommt? In diesem Fall empfehle ich dir als oberste Schicht ein Windelfleece aufzulegen. Hierbei handelt es sich um ein dünnes Mikrofleece, das die Feuchtigkeit zum Saugkern der Windel weiterleitet. Gleichzeitig bleibt es aber selbst trocken, sodass auch die Haut nicht feucht wird. Einige Höschenwindeln wie beispielsweise die BumHugger von EllasHouse sind im Inneren bereits mit einem Mikrofleece ausgestattet. Wenn du lieber ein natürliches Material bevorzugst oder dein Baby das synthetische Material nicht gut verträgt, kannst du auch Woll-Liner verwenden.
Frage Nr. 8: Wie oft muss ich nachts Stoffwindeln wechseln?
Diese Frage kann ich nicht pauschal beantworten, da jedes Kind ganz individuell ist. Neugeborene müssen auch nachts regelmäßig gewickelt werden. Sobald die Windel voll ist (zb mit Muttermilchstuhl), sollte sie auch gewechselt werden. Es ist für kein Kind angenehm, länger als nötig in einer solchen Windel zu liegen. Nach einigen Wochen ist es oftmals so, dass das Kind nachts nur noch uriniert. Wenn du bemerkst, dass die Windel ausläuft, empfehle ich dir, das Wickelintervall zu verkürzen. Ich persönlich denke, dass es unrealistisch ist, eine Windel um 19 Uhr anzulegen und dann 12 Stunden Trockenheit zu erwarten.
Läuft die Windel aus, schau, wann diese ausläuft. Läuft diese bereits aus, wenn du selbst ins Bett gehst, zb vor 24 Uhr? Dann kannst du vorbeugen, indem du die Windel befühlst, bevor du selbst ins Bett gehst. So habe ich es jahrelang gemacht. Oftmals pinkeln die Kinder noch einmal vor dem Einschlafen. Wenn ich selbst zwischen 22 und 23 Uhr ins Bett ging und feststellte, dass die Windel bereits sehr nass ist, habe ich sie im Dämmerlicht ohne große Bewegungen gewechselt. Unsere Kinder sind dadurch nie wach geworden. In Folge dessen war auch die zweite Nachthälfte deutlich (!) ruhiger für alle Beteiligten. Denn: Die Windel war trocken und das Kind schlief entspannt weiter bis zum Morgen. (Natürlich hängt das Schlafverhalten nicht nur vom Wickeln ab!) Anfangs war mir das nicht so klar und unsere Kinder erwachten nachts aufgrund der nassen Windel.
Wenn die Windel beispielsweise erst am frühen Morgen ausläuft (und du abends/nachts nicht gewechselt hast), dann ist die Windel oftmals einfach nicht mehr in der Lage, noch mehr Nässe aufzunehmen. Beobachte die Rhythmen deines Kindes. Die meisten Kinder pinkeln vor / nach dem Einschlafen oder vor/nach dem Stillen/Trinken oder auch kurz vor / nach dem Aufwachen. Mit diesem Wissen kannst du entsprechend schauen, wann du den Windelzustand prüfen könntest.
Frage Nr. 9: Gibt es hilfreiche Routinen für das nächtliche Wickeln mit Stoffwindeln?
Auch dies ist sicherlich von Familie zu Familie ganz unterschiedlich. Daher kann ich dir hier nur beschreiben, was sich für mich persönlich über die Jahre bewährt hat. Zunächst habe ich, wenn ich selbst ins Bett ging, die Stoffwindel überprüft. Der Vorteil ist, dass du dann selbst noch wach bist und nicht im Halbschlaf aufgeschreckt bist. War sie nass, habe ich sie gewechselt. Dazu hatte ich im Schlafzimmer ein kleines Dämmerlicht. Ich würde dir keinesfalls empfehlen, das Baby aus dem Bett zu nehmen, auf einen extra Wickeltisch zu legen und helles Licht anzumachen. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass es wach wird, extrem hoch. Ich habe unsere Kinder stets im Bett gewickelt und dazu einfach den Schlafsack unten geöffnet. Hebe das Kind nicht hoch, sondern wechsle die Windel durch Drehbewegungen.
Für das Wickeln in der Nacht hatte ich einen kleinen Wickelkorb im Schlafzimmer. Darin waren ein paar Höschenwindeln, eine weitere Schlupfüberhose, kleine Waschlappen, Handtücher und ein Wetbag. Auch ein Set Wechselkleidung spart dir im Fall des Falles viel Gelaufe – denn genau darauf kann man nachts getrost verzichten.
Frage Nr. 10: Mein Baby hat morgens Abdrücke und/oder einen wunden Po. Was soll ich tun?
Am wichtigsten ist es aus meiner Sicht, dass die Nachtwindel für dein Baby nicht nur gut saugt, sondern auch bequem ist. Läuft die Windel zwar nicht aus, hinterlässt aber starke Abdrücke, ist dies keine gute Lösung. Eher wenig Abdrücke hinterlassen Schlupf-Überhosen. Ein Schlupf aus PUL hat weiche Fleecebündchen. Die Woll-Variante verfügt ebenfalls über weiche Bein- und Bauchbündchen. Schlupfüberhosen sind in diesem Zusammenhang angenehmer als klassische Überhosen mit Snaps (auf denen das Baby zb seitlich liegen könnte) und (doppelten) Beinbündchen mit viel „Zug“.
Hat das Baby morgens gerötete Haut, verwende möglichst natürliche und saugstarke Materialien. Dies fängt an beim saugenden Material. Entscheide dich für Höschenwindeln aus Baumwolle in Kombination mit Hanf. Verwende für ein trockenes Hautgefühl einen Fleece-Liner. Am besten aus Wolle – oder, wenn es vertragen wird, aus Mikrofaser. Auch eine Wollüberhose ist in diesem Zusammenhang eine schöne Kombination, da sie für ein natürliches Hautklima sorgt (siehe Frage 5). Wenn die Haut schon stark gerötet ist, kannst du abends ein Stück Heilwolle auf die Haut legen und dieses über Nacht dort belassen bzw. bis zum nächsten Windelwechsel. Sorge dafür, dass die Wickelintervalle nicht zu lang sind und dein Kind nicht im Nassen liegt.
FAZIT – Soll ich wirklich Stoffwindeln nachts benutzen?
Klare Antwort: JA!
Mit diesen zehn Fragen und Antworten habe ich dir viel Inspiration zum Thema „Stoffwindeln in der Nacht“ an die Hand gegeben. Du siehst, dass du auch Stoffwindeln nachts bedenkenlos verwenden kannst. Manchmal muss man es einfach wagen, ausprobieren und sich überraschen lassen. Dabei wünsche ich dir viel Experimentierfreude! Wenn du weitere Fragen hast oder dir eine intensivere Begleitung wünschst, sprich mich gerne an.
Alles Liebe wünscht dir,
2 Comments
[…] frisch beziehen musst. Mehr Tipps zum Thema „Stoffwindeln in der Nacht“ findest du in diesem Artikel. Mache dir also genau die Vielfalt der Stoffwindelsysteme zunutze und schaue, was dir in welcher […]
[…] frisch beziehen musst. Mehr Tipps zum Thema „Stoffwindeln in der Nacht“ findest du in diesem Artikel. Mache dir also genau die Vielfalt der Stoffwindelsysteme zunutze und schaue, was dir in welcher […]